Wie muss sich die Schweiz aufstellen, damit die Menschen maximalen Nutzen von digitalen Plattformen haben?

Dienstag, 21. Oktober 2025, im Hotel Bellevue Palace, Bern

Moderation:
Dominique Reber, Präsident

Auf dem Podium:
Stefan Meierhans, Preisüberwacher
Michael Sidler,
Co-Founder Redalpine
Christoph Tonini,
CEO SMG
Ladina Caduff,
Corporate Affairs Director Microsoft Schweiz
Gerhard Andrey, Nationalrat Grüne Schweiz

Zum zweiten Mal innert Wochenfrist widmete sich der Club Politique der Digitalisierung und der Künstlichen Intelligenz KI. Ging es bei der Zusammenkunft vom 14. Oktober primär um KI-Regulierungen, lagen am 21. Oktober im Hotel Bellevue vor allem die wirtschaftlichen Möglichkeiten für unser Land im Fokus. Die genaue Fragestellung lautete: «Wie muss sich die Schweiz aufstellen, damit die Menschen maximalen Nutzen von digitalen Plattformen haben?» In seiner Begrüssung betonte Club-Präsident Dominique Reber, dass die Schweiz in diesen Belangen grundsätzlich nicht schlecht unterwegs sei. So gebe es einen hohen Anteil an wissenschaftsgetriebenen Start-ups. Und bezüglich Deep-Tech-Investitionen seien wir aktuell weltweit pro Kopf die Nummer 3 hinter den USA und England. Auf dem Podium begrüsste Reber fünf Persönlichkeiten, die sich in ihrem Alltag mit genau diesen Möglichkeiten beschäftigen: Michael Sidler, Co-Gründer des Zürcher Venture-Capital-Unternehmens Redalpine, Ladina Caduff, Director Corporate Affairs bei Microsoft, Preisüberwacher Stefan Meierhans, den Freiburger Grünen-Nationalrat Gerhard Andrey und Christoph Tonini, CEO der Swiss Marketplace Group, die vor kurzem erst mit ihrem Börsengang für Furore gesorgt hatte.

In seinem Grundsatz-Statement plädierte der frühere Molekularbiologe Michael Sidler punkto seiner Geschäftstätigkeiten für einen risikofreudigen Weg in angelsächsischer Manier. Sein diesbezügliches Fazit: «Es gibt in der Schweiz unglaublich viel Innovation, die unglaublich schlecht kapitalisiert wird.» Gerade auch im Bereich der Renditemöglichkeiten für Pensionskassen gebe es im Vergleich mit den USA noch sehr viel Spielraum.

Ladina Caduff von Microsoft sprach in ihrer Einführung ein Themenfeld an, das sich nicht nur an diesem Abend, sondern bereits am 14. Oktober als wohl am vordringlichsten punkto Relevanz erwies: der nötigen Vertrauenswürdigkeit der digitalen Angebote und Plattformen und der damit einhergehenden Akzeptanz in der Bevölkerung. Es müsse uns bewusst sein, so Caduff, dass viele Menschen mit ihrem aktuellen Wissensstand nur sehr schlecht einschätzen könnten, was in der nahen Zukunft zu erwarten sei und wie sie sich demnach verhalten müssten. «Hier haben wir eine gemeinsame Verantwortung», so Caduff. Und im Weiteren sei es wahnsinnig schwierig, die generelle Komplexität der Materie auf einen gemeinsamen und einfachen Nenner herunterzubrechen.

Preisüberwacher Stefan Meierhans betonte, dass es in der Schweiz kaum Elite-Basis-Konflikte gebe, weil man tatsächlich noch miteinander rede. Als eminent wichtig erachte er deshalb grundsätzlich eine verständliche und angemessene Kommunikation. Er werde in seiner Tätigkeit täglich mit den existentiellen Sorgen der Schweizerinnen und Schweizer konfrontiert. Und aus seiner Praxis wisse er, dass sich punkto Digitalisierung und KI viele Leute auf dem Abstellgleis fühlten, schon nur, weil sie kaum Englisch sprächen und Mühe mit den Begrifflichkeiten hätten.

Nationalrat Gerhard Andrey, der sich bei der Abstimmung im vergangenen September als «E-ID-Motor» einen Namen gemacht hatte, verortete in der breiten Bevölkerung allgemein eine «digitale Malaise». Vielen Menschen gehe es mit der Digitalisierung grundsätzlich zu schnell, weshalb sie am 28. September aus Protest ein «Nein» eingelegt hätten und nicht, weil sie substanziell etwas gegen die Vorlage gehabt hätten. Viele hätten «Nein» gestimmt aus dem blossen Grund, weil sie überhaupt einmal über eine Vorlage aus dem Bereich Digitalisierung hätten abstimmen können. Und eine Protesthaltung des Protestes willen sei per se gefährlich für das Gemeinwohl.

Dieses hatte bei seinen Ausführungen auch Christoph Tonini im Blickfeld. Der frühere Tamedia-CEO hielt fest, dass richtig eingesetzte Digitalisierung unter dem Strich allen Beteiligten Effizienzgewinne bringe. Nur müsse man dies der Allgemeinheit auch immer wieder plausibel machen. Der digitale Marktplatz habe sich grundsätzlich durchgesetzt und die Swiss Marketplace Group decke mit ihren Angeboten hierzulande jeden Haushalt ab. Aber es sei nötig, weiter täglich auch ins Vertrauen zu investieren. Wenn sich die Menschen auf einer digitalen Plattform bewegten, sollten sie ein grundsätzliches Vertrauen haben und genau wissen, was mit ihren Daten passiere.